Tischtennis Herren Verbandsliga Nord

Von Äpfeln und Birnen

 

Ritterhude/Westercelle. Das letzte Doppelspieltagswochenende der 1. Herren in der Verbandsliga Nord sollte sich zwar nicht zu einem kulinarischen Hochgenuss entwickeln, dennoch darf man sich nach einem 8:8 Unentschieden in Ritterhude und einem gänzlich ungefährdeten 9:0-Sieg im Derbyheimspiel gegen den TuS Lachendorf über drei weitere Punkte auf der Habenseite und somit den sicheren Klassenerhalt freuen.

Am Samstag reiste man in Bestbesetzung zum Tabellennachbarn TuSG Ritterhude in den Norden Bremens. Man war gewarnt,  hatten die Ritterhuder den Westercellern doch in den vergangenen Partien immer wieder gehörig die Suppe versalzen. Nicht zuletzt der geballte sportliche Erfahrungsschatz, welcher die Lebensjahre der Westerceller deutlich überragen dürfte, sondern vielmehr auch die äußerst unkonventionelle Spielweise der einzelnen Akteure, stellten die junge Mannschaft aus dem schönsten Stadtteil Celles immer wieder vor Probleme. So sollte auch diese Begegnung  alle Zutaten aufbieten, welche man für ein scharfes Gericht benötigt.

Der Umstand, dass die TuSG Ritterhude auf ihr unteres Paarkreuz verzichten und entsprechend mit zwei Ersatzleuten antreten musste, sollten die Westerceller zu Unrecht als spielentscheidenden Vorteil ansehen. Aber hierzu später mehr!

Die Geschichte um die Doppel-Vorspeise ist schnell erzählt: Während das Spitzendoppel der Heimmannschaft nach überzeugender Leistung in einem phasenweise knappen Spiel mit 3:1 gewinnen konnte, musste das Westerceller Spitzendoppel um Lukas Brinkop und Jannik Weber nach einer 2:0 Führung noch drei Ehrenrunden bestreiten, um sich den Ausgleich zum 1:1 Gesamtstand dann im 5ten Satz sehr souverän zu erarbeiten.

Im Duell der Dreier-Doppel brauchten Christoph Bruns und Laurids Wetzel dann den gesamten ersten Satz um den Ofen vorzuheizen. In den anschließenden 3 Sätzen zeigte man dann jedoch  eine handwerklich einwandfreie Leistung und servierte erfolgreich zur 2:1 Führung.

Gänzlich ohne Würze wurden die anschließenden Spiele der oberen Paarkreuze vorgetragen. Während  Andres Oetken leider chancenlos 0:3 gegen die starke Nummer 1 der Heimmannschaft verlor, filetierte Lukas Brinkop den gegnerischen Abwehrer Wagner mit scharf platzierten Topspins in meisterlicher Manier. Im zweiten Hauptgang befand sich Jannik Weber nach zwei klaren Satzniederlagen schnell mit 0:2 im Hintertreffen, konnte aber die Rezeptur seines Spiels erfolgreich ändern und nach zwei ebenso klaren Sätzen zum 2:2 ausgleichen. Im Entscheidungssatz fehlten aber in wichtigen Ballwechseln eine Prise Glück und die zwingenden Aktionen, sodass er seinem Gegenüber nach großem Kampf zum 3:2 Sieg gratulieren musste. Am Nachbartisch führte Christoph seinen Lauf aus den letzten Partien nahtlos fort und führte durch beispiellose Spielübersicht schnell mit 2:0 Sätzen und 7:3 Punkten, ehe er sich die Butter vom Brot nehmen ließ und den Ausgleich zum 10:10 hinnehmen musste. Wie auch in den letzten Spielen behielt er aber auch hier die Nerven, holte die fettarme Margarine aus dem Kühlschrank und beendete seine Brotzeit zur neuerlichen 4:3 Führung.

Nun lag es in der Verantwortung des unteren Paarkreuzes die Führung gegen die Ersatzspieler des Gastgebers auszubauen und die Westerceller frühzeitig auf die Siegerstraße zu führen. Es sollte aber anders kommen… Sowohl Max als auch Laurids lagen schnell mit 0:1 Sätzen hinten. Beide konnten sich aber im Folgesatz besser auf die jeweiligen Gegner einstellen und jeweils klare Satzerfolge erzielen. Während Laurids auch den dritten Satz erfolgreich gestalten und so mit 2:1 in Führung gehen konnte, hatte Max im dritten Satz leider klar das Nachsehen. Zwar konnte er einen sehr sehenswerten vierten Satz knapp für sich entscheiden, aber im 5ten Satz war die Nummer 5 der Gäste zu abgeklärt und glich für die Ritterhuder zum 4:4 aus. Und die schlechten Nachrichten für den VfL sollten nicht abreißen, denn Laurids verlor im vierten Satz, trotz Führung, gänzlich den Faden und musste Ersatzmann Lipp zum Sieg nach 5 Sätzen gratulieren. Zur Halbzeit lagen die Schwarz-Gelben folglich trotz verheißungsvollem Start mit 4:5 hinten.

Wie so oft in dieser Saison war aber wieder Verlass auf den erfolgreichsten Spieler der Liga an Position 1 der Gäste. Im sehenswertesten Spiel des Tages lieferten sich Lukas und sein Gegenüber Andre Binder zahlreiche hochspektakuläre Bachwechsel. Zwischenzeitlich lag Lukas sogar mit 1:2 Sätzen im Hintertreffen, spielte aber erneut groß auf und sicherte sich seinen 34ten Einzelsieg in dieser Saison. Eine unglaubliche Leistung in einem ligaweit sonst sehr ausgeglichen besetzten Paarkreuz.  Äußerst ungewöhnlich war zudem der Umstand, dass kein gespielter Satz knapp ausging. So war der erste Satz, welchen Lukas 7:11 verlor, bereits der knappste Satz im gesamten Spielverlauf.

Optisch keine Augenweide und für Kenner dennoch ein Schmankerl war die anschließende Partie zwischen Andres Oetken und Siegfried Wagner. Der erfahrene Abwehrer in Reihen der Ritterhuder wurde vermutlich selten so kalorienarm angespielt wie von der Westerceller Nr.2. Immer wieder spielte Andres gänzlich rotationslose, aber wohl platzierte Bälle auf die gegenüberliegende Arbeitsfläche und stellte seinen Gegner vor unlösbare Aufgaben. Zurecht wurde diese taktische Meisterleistung mit 3 Sternen bewertet und führte zur erneuten Gästeführung. Zwischenstand 6:5.

Beim Austausch des mittleren Paarkreuzes sollte es äußerst spannend weitergehen. Christoph hatte unerwartet große Probleme mit dem Spiel seines Gegenübers und befand sich nach zwei verloren Sätzen bereits auf der Verliererstraße. Mit viel Ruhe und einigen taktischen Anpassungen fand er aber ab dem dritten Satz deutlich besser ins Spiel und konnte wohlverdient zum 2:2 in Sätzen ausgleichen. Nachdem er bereits im vierten Satz kaum direkte Punkte zu ließ und sich häufiger vom Netz als vom Gegner überwunden sah, fehlte ihm auch über den gesamten 5ten Satz das Glück um einen ungefährdeten Satzsieg herauszufahren. Schnell lag er mit 7:9 hinten und musste bei eigenem Aufschlag schnell zu Punkten kommen. Leider folgte ein Fehlaufschlag zum 7:10 und die Gastgeber sahen ihre Nummer 3 bereits auf dem Weg zum 6:6 Ausgleich. Christoph allerdings sah sein Tageswerk jedoch noch nicht beendet und verbuchte mit überragender Leistung 5 Punkte in Folge für sich zum 12:10 Sieg. Zwischenstand: 7:5 für den VfL Westercelle.

Nun war es an Jannik in seinem zweiten Einzel auf 8:5 zu erhöhen. In einem zu jederzeit äußerst knappen Spiel, konnte er nach einem verloren Satz und starker Leistung mit 2:1 in Führung gehen. Leider stand aber auch sein Gegenüber Stefan Pankow bestens im Saft und konnte die Sätze 4 und 5 wieder für sich entscheiden. Am Nachbartisch zeigte Laurids, dass ihm die Technik im Bereich Automatisierung deutlich besser liegt als im Bereich Vorhand-Eröffnung. In der Folge sah er sich ein ums andere Mal vom Gegenüber überwunden und musste zum verdienten 3:0 Sieg gratulieren. Durch den erneuten Ausgleich zum 7:7 Gesamtstand erhöhten die Gäste den Druck auf Max im letzten Einzel des Tages. Schließlich wollte man gerne mit zwei Zählern den Heimweg antreten.  Und wieder sah sich Max nach verschlafenem ersten Satz mit 0:1 hinten. Ab dem zweiten Satz konnte er sich aber besser auf die gegnerischen Aufschläge einstellen und schnell mit 2:1 Sätzen in Führung gehen. Aber auch sein Gegner konnte sich nochmals steigern und mit Gewinn des vierten Satzes zum 2:2 ausgleichen. Es folgte ein äußerst umkämpfter Entscheidungssatz, in welchem Max ein ums andere Mal die taktischen Fortschritte der letzten Woche bestätigte und sich folglich verdient mit 11:9 durchsetzen konnte. Im Abschlussdoppel hätten Lukas und Jannik diese Vorlage gerne zum 9:7-Tagessieg genutzt, sahen sich aber zu keinem Zeitpunkt in Normalform und mussten dem gegnerischen Spitzendoppel, in der Höhe gänzlich überraschend, zum 3:0 Sieg gratulieren.

Am Ende trennte man sich also 8:8-Unentschieden, ein Ergebnis das aufgrund der Vorzeichen aus Westerceller Sicht keine Euphorie zuließ. Da durch den erbeuteten Punkt der direkte Klassenerhalt auch rechnerisch gesichert war, konnte man nun äußerst entspannt auf das sonntägliche Derby gegen den TuS Lachendorf blicken.

Da die bereits als Absteiger feststehenden Gäste aus Lachendorf, aufgrund eines Lehrgang in China, auf Ihre Nummer 2 verzichten mussten, standen die Vorzeichen bereits vor dem Duell auf einen hohen Heimsieg. Da überraschenderweise weder das Lachendorfer Spitzendoppel noch die Lachendorfer Nr. 1 Stefan Kunz Ihre Normalform erreichten, konnte sich die Heimmannschaft sehr schnell und deutlich mit 9:0 bei 27:1 Sätzen durchsetzen.

Mit drei Pluspunkten hat man den fünften Tabellenplatz gefestigt und darf sich auf den Saisonabschluss am 08.04 in Lunestedt freuen.