Inklusion beim Lehrgang mit Sport grenzenlos

Teilnehmerrekord beim 4. inklusiven Tischtennis-Lehrgang

von SC Weende Göttingen und „sport grenzenlos“

Am zweiten Wochenende dieses Jahres trainierten wieder mehrere Mitglieder der Tischtennis-Nationalmannschaft des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) in der Göttinger Sporthalle am James-Franck-Ring, angeführt vom zweifachen Paralympicssieger Holger Nikelis, gemeinsam mit 55 jungen tischtennisbegeisterten Nachwuchsspielern im Alter von 9 und 18 Jahren, ein Teilnehmerrekord.

Neben Spielern aus der Region Göttingen waren auch neunzehn Nachwuchsspieler des Bezirksstützpunktes Lüneburg angereist, teilweise sogar aus Cuxhaven und Bremerhaven. Aus dem Celler Kreis dabei: Finja Witschi, Pia Maschler, Dominik Förster (alle VfL Westercelle), Luca Marie Ulbricht sowie Sarah Nähle (beide TuS Lachendorf) zusammen mit ihren Trainern Lukas Brinkop und Ronny Quasdorf.

Mit den Teilnehmern des SC Weende und umliegenden Göttinger Vereinen trainierte das sport grenzenlos Team. Dieses vereint neben Nikelis aktuelle und ehemalige Nationalspieler, wie die Deutschen Meister Yannik Rüddenklau (Unterschenkelprothese), Marlene Reeg, die ohne Unterarm auf die Welt kam, den kleinwüchsigen Johannes Urban, die Rollstuhlfahrerin und Paralympics-Fünfte Sandra Mikolaschek, sowie den seit einem Unfall am ehemaligen Schlagarm gehandicapten Frederic Peschke. Hinzu kommt der ehemalige Nationalspieler Jannik Schneider (Hemiparese). Sie demonstrierten, dass gerade im Tischtennis das Training sehr gut auf individuelle körperliche Behinderungsformen angepasst werden kann. So lernten die Kinder an diesen Tagen, was es heißt mit verschiedenen Behinderungen Tischtennis zu spielen, bspw. im Rollstuhl oder wenn man nur eine Hand zur Verfügung hat. „Sport grenzenlos“ Trainer Michael Meißner sorgte dafür, dass alle Lehrgangsteilnehmer in den von ottobock zur Verfügung gestellten Rollstühlen trainieren konnten, um sich mit den Behindertensportlern „auf Augenhöhe“ sitzend zu messen. Er bot für ungewöhnliche Situationen „mit Handicaps“ verschiedene Lösungen an, was allen sichtlich viel Vergnügen bereitete. Alle Tischtennisspieler begegneten sich beim inklusiven Lehrgang mit viel Respekt und die Behinderungen der Nationalspieler wurden von den jungen Teilnehmern immer weniger wahrgenommen.

Die Leitung des grenzenlosen Lehrganges übernahmen Joachim Vogt (Jugendwart des SC Weende und Trainer im Regions- und Landesstützpunkt des TTVN) und Michael Meißner (Diplom-Sportlehrer Behindertensport und ehemaliger Bundestrainer im Deutschen Behindertensportverband). Unterstützt wurden sie von 5 weiteren DTTB Lizenztrainern Trainern mit Anna Fabian (TTC Göttingen), Peter Lauerer (SC Weende), Ronny Quasdorf (Trainer des Landesstützpunktes des Regierungsbezirks Lüneburg) sowie von Hendrik Bartels (Arminia Hannover), Dennis Loockhoff (TSV Lunestedt) und Lukas Brinkop (VfL Westercelle). Linda Geisler-Seeliger (Ergo- und Bobath-Therapeutin mit Schwerpunkt im Behindertensport) und Melanie Mitschke (Ergo-Therapeutin) waren vom „sport grenzenlos“ Team angereist, um den Teilnehmern zu zeigen, wie die Nationalspieler mit den verschiedenen Behinderungen medizinisch betreut werden.

Als das Team von „sport grenzenlos“ zum geplanten Lehrgang erschien ging es jetzt beim vierten Mal wieder zu wie bei einem Klassentreffen: herzliche Umarmungen, Abklatschen, Smalltalk und Vorfreude auf den Tischtennislehrgang in Göttingen. Unterstützt wurde die Veranstaltung wieder von rund 15 freiwilligen Helfern der Tischtennisabteilung des SC Weende, der „Aktion Mensch“ und erneut von zahlreichen lokalen Sponsoren. Die Firma Ottobock ermöglichte neben der Bereitstellung der Rollstühle die barrierefreie Übernachtung des „sport grenzenlos“ Teams im Tabalugahaus in Duderstadt..

„Tischtennis Pur“ sorgte für die optimale Ausstattung und der Stadtsportbund steuerte mit einer finanziellen Unterstützung zum Erfolg der Veranstaltung bei.

Während des öffentlichen Teils am Samstagnachmittag stellten die Nationalspieler vor rund 200 Zuschauern dann ihre Talente in einem Showmatch unter Beweis. Beeindruckt waren auch die Gastredner, wie Göttingens OB Rolf-Georg Köhler, sowie Prof. Dr. Ludwig Theuvsen, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Göttinger CDU und der Ortsbürgermeister Weendes Hans-Albert Ludolph, und Dr. Hartmut Stinus, ortsansässiger Orthopäde und zeitgleich medizinischer Betreuer der Skifahrer des National-Behindertensports. Nach dem Showkampf kamen alle bei einem Sektempfang auf Augenhöhe zusammen. Bis spät in den Abend hinein tauschte man sich aus.

Durch die Möglichkeit, den Schläger selbst in die Hand zu nehmen, konnten auch die zahlreichen Zuschauer erleben, dass Tischtennis sehr gut geeignet ist, Barrieren zu überwinden. Abgerundet wurde der grenzenlose Lehrgang wie in jedem Jahr von einem Turnier am Sonntag. In gemischten Zweier-Teams wurden nochmal die letzten Kraftreserven ausgekostet, bevor der Lehrgang beim gemeinsamen Mittagessen offiziell beendet wurde.

Diese Veranstaltung hat wieder einmal gezeigt, dass es möglich ist, über den Sport Wege zu finden, Inklusion aktiv zu leben. Alle waren sich am Ende darüber einig, dass diese Tradition gepflegt werden sollte und so sind bereits Planungen zum fünfjährigen Jubiläum für 2018 im Gange.

Text: Martin Koch